...kurz vor weihnachten, eine woche nachdem das thema bulimie ausgesprochen war und sie auch endlich mal andere hilfe von mir angenommen hat (ich bin der wohl einzigste der davon weiß) komm ich nach hause und nen abschiedsbrief liegt vor mir!!! zuerst brach für mich ne welt zusammen und bei unserem letzten gespräch meinte sie, es kann schon schon sein das die krankheit schuld hat. nach tagelangen recherchen bin ich mir sicher das es nur das sein kann. bis dato führten wir eine absolut harmonische beziehung, wie sie sie und ich noch nie gekannt haben! wollten uns seit gestern ein gemeinsames klingelschild teilen, und nun...

Hey. Ich kann, glaube ich, nicht richtig reagieren hier ... Sie hat sich tatsächlich das Leben genommen, nachdem sie endlich offen war? Und obwohl die Beziehung harmonisch war? Es tut mir wahnsinnig leid. Hast du vorher von den Krankheit gewusst/etwas geahnt oder war das eine völlige Neuigkeit? Also ... ich kann mir vorstellen, dass die Krankheit der Grund war. Wenn sie so sehr aufgepasst hat, dass man nichts erfährt, nicht mal du als Partner, und dass alles so harmonisch ist ... dann konnte sie diesen offen gewordenen 'Fehler' bei sich vielleicht nicht akzeptieren. Ich weiß es nicht. Aber ich wünsche dir Kraft, das durchzustehen ... ihren Tod und die Fragen, die sie offenbar hinterlassen hat.
Wenn du willst, schreib mehr über die Beziehung, über sie ... nur, wenn du willst.

sorry, tut mir leid wenn hier ein missverständniss gibt! es kein abschiedsbrief wegen suizid, sondern von unserer beziehung...sie hat sich noch nie so wohl und aufgehoben gefühlt und wurde immer nur beschissen! wir haben nie miteinander gestritten und ich war bereit für sie alles zu tun und das wußte sie auch...deshalb kann ich mir ihren entschluß nur mit der krankheit begründen. hab ihr weihnachten noch einen zettel mit der beschreibung ihrer krankheit mitgegeben, den sie auch dankbar angenommen hat, hab alles angestrichen worin ich sie erkenne und sie meinte es ist wie ihr eigener spiegel und trägt ihn immer bei sich!!! ich hoffe ich bekomm trotzdem noch etwas feedback, auch wenn es nicht so tragisch endet...denn ich hab panische angst, das es das könnte

Oh Mann, hast du mich erschreckt. Aber: Gott sei Dank. Acu so dramatisch genug. Weißt du, Bulimiker laufen gern weg, wenn sie gezwungen sind, sich mit sich auseinander zu setzen. Allerdings scheint sie deine Hilfestellung an sich nicht abgelehnt zu haben. Glaubst du denn, es ist endgültig? Es scheint so wenig Sinn zu machen ... Vielleicht hat sie nur Angst, den Schritt mit der Offenheit gemacht zu haben und jetzt den nächsten - den zur Heilung - machen zu müssen und so weit noch nicht zu sein. Würde mich an deiner Stelle auch ratlos machen.

genau, darin seh ich auch das problem...eine sehr gute freundin, deren schwester selbst betroffen war, hat mich erst auf die richtige spur gebracht und war danach bei ihr auf der arbeit um mit ihr zu reden. zuerst war sie sauer, aber am ende wohl sehr erleichtert mal mit jemanden darüber reden zu können. das es endgültig ist, daran will ich einfach nicht glauben! wir haben uns seid dem 2mal gesehen und immer das selbe bild...erst sauer und dann gabs umarmungen und erleichterung, vielleicht sollte ich ihr einfach nur mehr zeit geben um zu verstehen, was grad abläuft. sie weiß genau das ich sie so gut kenne, wie sie´s vielleicht selbst gern täte...ist aber alles extrem schwer zu verarbeiten...

In dem Fall hast du eigentlich nur die Möglichkeit, ihr zu vermitteln, dass du sie zurück möchstest - mit allem, was sie ist. Das musst du ihr klar machen, sonst denkt sie vielleicht, sie muss ich ändern. Leider ist die Bulimie aber eine tickende Zeitbombe und zu vermitteln, dass es okay ist, wie sie lebt, wird in jedem Fall falsch sein ... Trotzdem kannst du sie vermutlich anders nicht aus der Reserve holen.
Interessant ist das mit dem sauer-Sein. Offenbar ist sie wütend auf dich, weil sie eigentlich wütend auf sich ist. Oder aber du gibst zu wenig contra und bist somit - in Bezug auf die Esssörung - auch nicht besser als sie. Verfahrene Sache also. Aber ja: Gib ihr Zeit, vielleicht muss sich das wirklich erstmal alles setzen. Vielleicht glaubt sie auch nicht, dass man sie mit Bulimie akzeptieren kann - sie kann es jedenfalls offenbar nicht, wenn sie es so sehr geheim hält (normal) und nicht dazu stehen kann.

ja, ich hab es ihr schon schon zu verstehen gegeben, das ich weiterhin voll und ganz hinter ihr stehen werden...ob nun bulimie hin oder her! sie weiß auch das ich derjenige bin, der bereit wäre mit ihr den weg aus der krankheit zu finden (7jahre!!!)
bin grad dabei ihr nen brief zu schreiben und ihr nochmal alles zu verdeutlichen. auch das ich keinen druck mache und es sehr lang dauern kann. aber sie setzt nunmal ihre gesundheit und schlimmer noch ihr leben aufs spiel! ich denke sie hat es auch verstanden und bin nun halt so verzweifelt, weil sie trotzdem davon rennt...
sie will es auf jeden fall geheimhalten und möchte auf keinen fall, das es jemand erfährt! sie schrieb auch noch bis zum letzten tag sehr liebe nachrichten und stunden bevor ich zu hause war, war sie weg! ich denke, für alle mitbetroffenen ist das eine ganz bittere erfahrung...vor allem, weil man weiß das man im moment sehr hilflos ist.

Das klingt echt nach reiner Flucht. Hm. Hast du den Brief fertig bekommen? Ich meine, ich weiß nicht, was du da groß machen kannst ... Es scheint, als müsse sie sich selbst mal akzeptieren und klar kommen. Du kannst natürlich konsequent da sein und ihr so zeigen, dass dieses Akzeptieren an sich überhaupt möglich ist. Aber solang sie so auf sich selbst reagiert ... das klingt hart.
Irgendeine Ahnung, was mögliche Auslöser für die Krankheit sein könnten? Wie ist ihr Elternhaus, welche Erfahrungen hat sie im Groben hinter sich ...? Vielleicht würde sowas helfen, sie zu verstehen.
Sie hatte die Krankheit sieben Jahre oder eure Beziehung hat so lang gedauert? Letzteres kann man ja fast nicht glauben - also, dass die Geheimhaltung so lang geglückt ist.

ja, den brief hab ich fertig bekommen und ihr darin auch nochmal dargelegt, das ich mich schon tagelang mit dem thema auseinandersetze und ich auf jeden fall voll hinter ihr steh! stimmt das war auch ne reine flucht, so von jetzt auf sofort...genau wie heut als ich ihr den brief bringen wollte, da hat sie sich schnell versteckt und ich konnt ihn nur auf ihren arbeitsplatz legen. es scheint so, als wehrt sie sich schon heftig...und sie meint auch das sie keine ahnung hat, was sie da jetzt tut und kann deshalb nicht mit mir reden, da sie selbst nix versteht. immerhin hat sie schon den verdacht, das mit ihrer krankheit zusammenhängt...wobei ich mir da ziemlich sicher bin!
ich versteh wirklich komplett, deshalb bin ich ihr auch nicht böse und hab noch kein böses wort gegen sie gerichtet und stell mich auch schützend vor sie, wenn es jetzt dumme kommentare gibt. der auslöser war damals ne drogengeschichte, da ißt man halt ziemlich viel und um das wieder loszuwerden, hatte wohl damals jemand die idee sich den finger in den hals zu stecken und razfaz war man im nächsten schlamassel. die drogen hat sie allein hinter sich gelassen. aber ich denk diesmal wird es schwerer, da es ja ohne essen einfach nicht funktioniert. ansonsten kaputtes elternhaus, quasi keinen vater und ständige ortswechsel. danach nur völlig kaputte beziehungen mit angst vor betrügereien und ähnlichen geschichten. die krankheit hat sie seit sieben jahren und wir sind seit einem halben jahr zusammen. ich war auch derjenige der sie nach der bulimie gefragt, sie alles zugegeben und mir alles erzählt! ich weiß, das sie das letzte halbe jahr sehr genossen hat und sie sich endlich mal keine sorgen machen mußte. deshalb ist dieser cut auch für mich extrem schwer zu verkraften und ich kann es mir echt nur mit den symptomen der krankheit erklären...

Hey du, gibt es inzwischen neue Entwicklungen?

nein leider nicht! ich komm garnicht mehr an sie ran. sie geht nicht ans telefon und beantwortet auch keine nachrichten. bin ziemlich verzweifelt und hab keine ahnung was ich tun soll...

Hm, du hast so ziemlich alle Kontaktwege durch, oder? Direkt, telefonisch, schriftlich ... das klingt wirklich bedenklich. Man würde ja fast mal gern mit ihr reden, aber das würde endgültig eine Sperre erzeugen. Hat sie denn noch irgendwas Neues gesagt, bevor sie sich ganz zurückgezogen hat?

ja, ich hab echt alles versucht und werde es morgen nochmal bei ihr nach der arbeit probieren. wenn also quasi niemand dabei ist. das neue war für sie halt, das nun jemand bescheid weiß und just ab dem zeitpunkt war sie weg. vielleicht weil sie genau weiß, wie ernst ich das thema nehme und sie sich selbst damit noch nie so richtig auseinandergesetzt hat. am letzten gemeinsamen abend haben wir mal gegoogelt und sie hat mitbekommen, wie schlecht es eigentlich um sie steht und selbst vom besuch meiner besten freundin bei ihr hatte ich keine ahnung. war anfangs sauer, aber bewundere sie nun dafür. für mich sieht es im moment wie eine flucht aus. und ich hab angst, das sie eigentlich garnichts daran will...

Sie fühlt sich vielleicht unter Druck gesetzt. Nicht von dir an sich, sondern von der Mitwisserschaft. Aber das weißt du, denke ich, relativ gut. Wie war das denn - stand in den Brief viel von der Krankheit? Vielleicht teilst du ihr mit, dass du sie unbedingt zurück willst und erwähnst die Bulimie nicht. Allerdings weiß ich nicht, was man da noch machen kann. Und überleg dir ganz ehrlich für dich, ob du das wirklich willst. Deine Freundin scheint nicht offen mit ihrer Krankheit umgehen zu können - das heißt, sie wird dir zu Teilen immer was vorspielen und sich zu anderen immer vor dir und sich selbst verstecken. Das ist keine gute Basis für eine Beziehung. Und wenn du versuchst, das zu lösen, indem du sie darauf ansprichst, wirst du sie nur reizen.
Wichtig wäre, dass sie für sich weiter kommt, vorher wird es schwierig, da von außen einzuwirken.
Tut mir leid, das klingt echt nicht gut ... :/ Aber bei ihr klingt das so nach Härtefall. Von einer anscheinend gut laufenden Beziehung auf Null, so viel Macht der Essstörung?!?

ich weiß und da geb ich dir auch vollkommen recht. ich für meine person bin nun ein mensch, der nie aufgibt und wenn die situation auch noch so verworren ist. im moment ist es für mich halt wirklich sehr schwierig einzugestehen, das ich diesen kampf gegen die ES wahrscheinlich verloren habe. ich kannte sie ja schon vor unserer beziehung und wußte was sie schon so alles durchgemacht hat und war zu beginn auch etwas skeptisch. aber ich hab in der zeit wirklich einen ganz wundervollen und lieben menschen kennengelernt, wie man ihn sich nur seiner seite wünschen kann. und dann kommt diese krankheit zu tage und von jetzt auf gleich ist alles kaputt. sie tut mir halt auch leid, wenn sie nun wieder in ihr altes leben flüchtet, denn das hat sie einfach nicht verdient. sie meinte nur, ich wäre zu gut für sie, sie wäre viel zu verkorkst und ich hätte was besseres verdient.
ich weiß, das schauspielerei eine denkbar schlechte grundlage für ne beziehung ist und muß jetzt versuchen an diesem punkt mich von ihr zu lösen. denn wenn sie sie es nicht aus eigenem willen macht, dann hat das alles keinen sinn. auch wenn es wahnsinnig schwer fällt, aber ich merk das ich mich so langsam selbst mit kaputt mache...