Doch in die Klinik?

#1
Hallo,

ich bin neu hier und hoffe es ist in Ordnung, wenn ich gleich eine für mich wirklich wichtige Frage stelle:

Ich leide seit 2,5 Jahren an einer Essstörung. Kurz nach dem Tod von meiner Mama (mit 17 Jahren) bin ich ganz tief in die Magersucht gerutscht. Da habe ich mich dann mit der Hilfe meiner ambulanten Therapeutin rausgekämpft. Für ein paar Monate war alles "okay", dann ging es ab in die Bulimie, wo ich seit etwas mehr als einem Jahr drin bin und bis heute nicht mehr rauskomme.
Ich bin immer noch in ambulanter Therapie, allerdings bin ich da ursprünglich wegen anderen Problemen hin und deshalb ist meine ES auch nicht oft Thema.. :?

Ich bin wie gesagt seit etwas mehr als 1 Jahr am kämpfen. Mal ist es besser, mal wieder schlechter. Momentan habe ich ca. 2-3 Mal in der Woche Fressanfälle und übergebe mich danach. Es hält sich also in Grenzen, wobei ich hier natürlich nichts beschönigen will!
Momentan bin ich an einem Punkt an dem ich überlege, ob eine Klinik nicht doch Sinn machen würde. Ich bekomme meinen Alltag zwar geregelt, gehe zur Uni usw- aber die permanente Angst zuzunehmen macht mich fertig.

Meine Frage:
War hier jemand schon einmal wegen Bulimie in einer Klinik? Wann ist das sinnvoll? Ich hatte bisher immer die Hoffnung, diese Sache doch irgendwie ambulant in den Griff zu bekommen :(
Und gleichzeitig habe ich auch das Gefühl, zu "gesund" für eine Klinik zu sein.. Ich erbreche längst nicht jeden Tag und habe deshalb auch sichtbares Untergewicht.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir eure Meinungen und Erfahrungen schreiben würdet!

Liebe Grüße!

Re: Doch in die Klinik?

#2
Hallo Julinchen!

Erst mal herzlich Willkommen im Forum!!

Wenn du merkst, du kommst mit hilfe der ambulanten therapie nicht aus der essstörung und den problemen heraus, finde ich die überlegung stationär zu gehen gut!
Ich selber war grad über ein halbes jahr im krankenhaus (3 monate vollstationär und über 3 monate teilstationär). Bei mir war es nicht nur wegen der ES. Ich hab auch eine Borderlinepersönlichkeitsstörung (die ist im vordergrund gestanden bei der behandlung) und eine rezidivierende depressive störung.
Die klinik in der ich war, war auch nicht auf essstörungen spezialisiert. sie haben mir von anfang an gesagt, dass sie ihr augenmerk auf die persönlichkeitsstörung richten werden weil sie das essen nicht wirklich kontrollieren können (also wir wurden zb nie gezwungen zu essen, durften nach dem essen auch ins zimmer gehen....)
Aber sie haben auch gemeint, dass wenn ich daran arbeiten möchte, sie mir helfen.
Und das wollte ich. Und auch wenn bezüglich essen viele entscheidungen bei mir gelegen sind - heute bin ich seit über 7 monaten kotzfrei. es geht mir momentan so gut mit dem essen wie schon ewig nicht mehr!
Ich war davor auch eineindreiviertel jahre ambulant in therapie. dort hab ich auch wegen der essstörung begonnen und das war eine therapeutin die auf essstörungen spezialisiert war. ich möchte nicht sagen dass mir die ambulante therapie damals gar nichts gebracht hat - das wäre gelogen. aber meine es hab ich nicht mal ansatzweise damit in den griff bekommen.
Ich hab das nur durch den stationären aufenthalt geschafft.
Und auch wenn es mir an manchen tagen von der stimmung und der anspannung noch immer echt scheiße geht - ich will das nicht mehr mit essen kompensieren. und allein dafür bin ich dankbar, dass ich in die klinik gegangen bin!!

Hoffe ich konnte dir mit meinen Erfahrungen ein wenig weiter helfen!
Wenn du fragen hast kannst du mir jederzeit schreiben!

lg,
louve
Wenn du heute aufgibst,
Wirst du nie wissen,
Ob du es morgen geschafft hättest!

Re: Doch in die Klinik?

#3
Hallo Julinchen,

ich denke eine stationäre Therapie ist insofern gut weil du aus deinem Alltag und deinen Gewohnheiten rauskommst. Ausserdem hat man die Möglichkeit eine viel intensivere Therapie zu bekommen.
"Zu gesund" für eine stationäre Therapie finde ich relativ, es geht ja auch nicht nur um die FAs/Erbrechen sondern auch um das ständige Beschäftigen mit Essen usw...

Ich selber habe noch keine Klinikerfahrung, gehe aber am Montag stationär bzw teilstationär mit Wohngruppe und habe eigentlich einen sehr positiven Eindruck davon.
Ich kenne ein paar "ESler" die stationär waren und die haben meistens einiges positives aus dem Aufenthalt mitnehmen können. Ist natürlich auch immer ein bisschen abhänging von der Aufenthalsdauer, Art der Einrichtung und der eigenen Motivation.

Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen.

Liebe Grüße
... if you can dream it, you can do it ...

Re: Doch in die Klinik?

#4
Hallo Julinchen :)

Du hast mir ja heute eine Email geschrieben. Ich habe dir geantwortet und hoffe dass sie angekommen ist. Wäre sicher interessant uns auszutauschen da dein Krankheitsverlauf mich stark an meinen eigenen erinnert. Erst Magersucht, dann in die Bulimie! Oje ich weiß noch genau wie schrecklich das war. Aber nur Mut. Ich bin jetzt schon länger "clean" und habe es sogar geschafft ganz von Kalorienzählen etc wegzukommen. Das hätte ich selbst nie gedacht. :))

Ganz liebe Grüße
Franzi
Leben heißt, mehr Träume in seiner Seele zu haben als die Realität zerstören kann !